Berlin – Die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND, DUH, NABU und der Dachverband DNR begrüßen, dass die für den Hochwasserschutz geplante Eindeichung des polnischen Zwischenoderlands (Międzyodrze) nicht umgesetzt werden soll. Der Nutzen sei zweifelhaft und die Umweltauswirkungen nur schwer prognostizierbar – zu diesem Schluss kommen die Weltbank und das zuständige polnische Planungsbüro. Damit dürfte das seit über 70 Jahren weitgehend ungenutzte Zwischenoderland als Kernzone des Schutzgebietsverbunds Unteres Odertal von naturschutzfachlich unvertretbaren Eingriffen verschont bleiben.
Zahlreiche deutsche und polnische Umweltverbände haben sich in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt intensiv mit der Ausrichtung des länderübergreifenden Hochwasserschutzes an der Oder auseinandergesetzt. Ein im Juni 2018 vorgestelltes Fachgutachten des Ingenieurbüros Gerstgraser hat dabei deutlich gemacht, dass die Nutzung des Zwischenoderlandes als gesteuerter Flutpolder keinen Vorteil für den Hochwasserschutz hätte. Die Flutwelle wäre an dieser Stelle bereits langgestreckt, sodass ein Flutpolder auch keinen Scheitel wirksam kappen könnte. Stattdessen hätte ein Flutpolder im Zwischenoderland bei Hochwasser einen Rückstau der Flutwelle zur Folge, der höhere Wasserstände bewirkt, die bis hinauf nach Cedynia (Zehden) und ins Oderbruch reichen können. Mit der jetzt vorliegenden Bestätigung durch das Planungsbüro Sweco und durch die finanziell maßgeblich beteiligte Weltbank sind die Pläne zur Eindeichung des Zwischenoderlands nach Überzeugung der deutsch-polnischen Verbändeallianz endgültig vom Tisch.
Aus Sicht der beteiligten Verbände müssen an der Oder jegliche Vorhaben vermieden werden, die einem der wenigen naturnahen mitteleuropäischen Ströme seine Dynamik nehmen sowie die vielseitigen, artenreichen Lebensräume weiter einschränken und damit ökologisch abwerten. Dies gelte umso mehr, wenn solche Initiativen keinen nachweisbaren Vorteil für den Hochwasserschutz bewirken. Stattdessen sollten Konzepte entwickelt werden, die den Hochwasserschutz stärken und zugleich die Regionalentwicklung, den Tourismus, den Naturschutz und die Schifffahrt miteinander harmonisieren.