Michael Succow Stiftung: Bis zu fünfmal höhere Emissionen bei Entwässerung des Zwischenoderlandes

Ein kürzlich gestartetes Projekt der Weltbank in Polen zum Hochwasserschutz an Oder und Weichsel (Odra-Vistula Flood Management Project) bedroht u.a. die einzigartigen Auen-Überflutungsmoore im Zwischenoderland. Auf Polnischer Seite konnte sich die Natur dort seit ca. 70 Jahren nahezu ungestört entwickeln. Die geplante Polder- und Schöpfwerkssanierung im Zwischenoderland würde nicht nur wertvolle Lebensräume zerstören, sondern auch wesentliche Ökosystemdienstleistungen dieser Moore als Nährstofffilter und CO2-Senke gefährden. Im schlimmsten Fall könnte das Gebiet fünfmal so viele klimaschädigende Treibhausgase freisetzen wie heute, das zeigen erste Überschlagsrechnungen der Michael Succow Stiftung.

Naturschützer auf deutscher wie auf polnischer Seite sind in großer Sorge, dass die aktuell geplanten Veränderungen im Rahmen des Weltbank-Projektes den Wert des Gebietes nachhaltig schädigen oder gar unwiderruflich zerstören. Die Michael Succow Stiftung berechnete für drei Szenarien, wie sich die Instandsetzung der Polder Schillersdorf und Gartz im Zwischenoderland auswirken können. Schon bei einer geringen Entwässerung des Gebietes, also einer Umwandlung in Feuchtgrünland, würden sich die Emissionen des Gebietes pro Jahr und Hektar beinahe verdoppeln. Der schlimmste Fall – die Wandlung des gesamten Gebietes in intensiv genutztes Grünland – würde die Emissionen pro Hektar und Jahr um das Fünffache steigen lassen. Treibhausgasemissionen und Stickstoffaustrag wurden nach dem Standard von MoorFutures 2.0 berechnet.

Moorkundler und Naturschutzorganisationen wie die Michael Succow Stiftung hoffen daher, dass bei der Umsetzung des Hochwasserschutzprojektes Umwelt- und Naturschutzaspekte berücksichtigt werden. Denn das Zwischenoderland ist heute in Hinsicht auf Ökologie und Naturschutz in Zentraleuropa herausragend. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges blieb es nahezu unangetastet und hat sich in dieser Zeit weitestgehend selbst regeneriert. Mit dieser siebzigjährigen Sukzessionsphase nach Nutzungsaufgabe entwickelten sich mitunter die wertvollsten Flächen, die der Nationalpark auf deutscher und der Landschaftsschutzpark auf polnischer Seite heute zu bieten haben und die nun auf dem Spiel stehen.

Pressemitteilung der Michael Succow Stiftung vom 17. November 2015